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fotografieren

Wildlife- und Naturfotografie
Stephan Siemon

Tipps zur Fotografie von Rehwild

Rehbock, Copyright Stephan Siemon fotografiert von Stephan Siemon

Viele Tipps, die ich hier gebe, stammen hauptsächlich aus eigener Erfahrung und Unterhaltungen mit befreundeten Jägern / Förstern. Bevor ich aber anfange zu erzählen, eine ganz große Bitte vorweg: Rehe sind wie jedes andere wilde Tier nicht nur scheu sondern auch besonders schützenswert. Das gilt für alles in der Natur – besonders unter den Fotografen. Es macht gar keinen Sinn auf Biegen und Brechen das eine Bild haben zu wollen und dafür den Tieren hinterherzujagen. Wenn es nicht funktioniert, funktioniert es nicht. Sein lassen, vorsichtig zurückziehen und wann anders wieder versuchen. NIEMALS die Tiere aufscheuchen, zu besonderen Bewegungen oder Fluchtverhalten animieren. NIEMALS in das Tun und Lassen des Tieres einmischen.

Und noch was: das Stören von Wild durch Fotografieren, Filmen, Aufsuchen etc. ist gem. §19A Bundesjagdschutzgesetz verboten und kann Bußgelder nach sich ziehen. Es macht Sinn, vorab den Förster / Jagdpächter oder dergleichen zu sprechen und das Vorhaben abzuklären.

Soweit mein Appell an alle, die sich an der Wildtierfotografie versuchen wollen. Bitte beachtet dies!

Wo finde ich Rehwild?

Sonnenuntergang im Hohenbökener Moor mit Rehen, Copyright Stephan Siemon

Auf der Wiese am Waldrand bei Sonnenuntergang

Rehwild ist sehr stark verbreitet in Deutschland. Selbst bis nach Südeuropa findet man die Tiere. Die besten Habitate für Rehwild sind Waldrandzonen an Agrarflächen, wo sie sowohl Schutz als auch ausreichend Nahrung finden. Optimal sind also landwirtschaftlich genutzte Flächen, die von Wäldern und oder Flächen mit starkem Unterwuchs getrennt bzw. umrandet sind. Weniger halten sich Rehe jedoch in direkter Nähe zu Kühen und Pferden auf. Ein Reh auf einer aktiven Kuhwiese zu finden ist schon selten.

Wenig Sinn macht es, Rehe im tiefen Wald fotografieren zu wollen. Sie sind Meister der Tarnung, verkriechen sich im Dikicht und geben kaum Geräusche von sich. Es wäre Zufall

Wann gehe ich los?

Mittlerweile glaube ich (subjektives Empfinden), dass es den Rehen total egal ist, wie spät es ist. Selbst in brütender Mittagssonne habe ich schon erfolgreich Rehe beobachtet und fotografiert. Das kann aber in anderen Regionen schon wieder ganz anders aussehen. Grundsätzlich beginnt die beste Zeit wohl ein bis zwei Stunden vor Sonnenuntergang bzw. nach Sonnenaufgang. Es macht natürlich Sinn, vor den Tieren am Platz zu sein. Besonders intensive Begegnungen hatte ich nach Regenschauern, wenn die Sonne wieder rauskam. Auffallend ist auch, dass die Rehe auf Straßenlärm achten: an einem meiner Plätze läuft die Bundesstraße entlang. Da brauche ich während des Berufsverkehrts nicht hin. Kaum wird es aber ein klein wenig ruhiger geht auf dem Feld die Luzie ab.

Brauche ich besondere Jagdkleidung?

Nein! Nicht bei Rehwild. Klar – es macht schon Sinn, dass man optisch mit der Umgebung verschmilzt. Aber es ist nicht zwingend notwendig. Rehe haben keine besonders guten Augen. Tatsächlich könnte man mit der Warnweste Rehe erfolgreich fotografieren (Jäger haben auch oft knallorange Westen an). Die einzige Farbe, die Rehe als solche und auch als Gefahr wahrnehmen, ist blau. Du kannst also theoretisch alles anziehen. Aber die blauen Jeans sind alles andere als optimal. Das übrigens ist auch der Grund, warum an den Straßenleitpfosten blaue Reflektoren hängen.

Wie verhalte ich mich für das perfekte Foto?

Die Kamera trage ich vor dem Körper. So muss ich mein Profil nicht ändern, wenn ich sie ansetze.

In erster Linie, wie oben schon erwähnt, zählt respektvoller Umgang mit dem Rehwild, mit allen Tieren, mit der gesamten Natur. Störe die Tiere nicht, dann wirst Du auch belohnt.

Rehe haben einen unglaublich guten Geruchs- und Gehörsinn. Sie können Gerüche auf riesige Strecken wahrnehmen. Das bedeutet für uns, dass wir grundsätzlich gegen den Wind auf das Tier zulaufen. Dann nehmen sie uns später wahr. Weiterhin bewegen wir uns sehr leise und langsam. Hektische Bewegungen, vor allem Änderungen im Profil, bemerken die Tiere schnell. Deswegen habe ich meine Kamera mit dem Teleobjektiv grundsätzlich bereit in Anschlag vor dem Körper.

Oftmals bewege ich mich gar nicht und spiele Baum. Sitze auf einem Baumstamm und warte geduldig. Das sind dann auch die schönsten Begegnungen, denn die Rehe kommen durchaus sehr dicht ran. Wenn man sich bewegt, dann nur, wenn die Rehe den Kopf unten haben und äsen. Zwischendurch heben sie immer den Kopf hoch und achten auf die Umgebung. dann stumpf stehen bleiben.

Besondere Vorsicht gilt wenn man vom Wald auf eine Lichtung oder an einen Feldrand kommt. Hier können oft die Tiere direkt neben einem stehen.

Welche Technik?

Das ist ein schweres Thema. Ich möchte hier auch nicht irgendwelche Kameras oder Objektive empfehlen. Aber es sollte ein lichtstarkes Teleobjektiv ab 200mm Brennweite genutzt werden. Zudem ist es sinnvoll, wenn die Kamera geräuschlos aufnehmen kann. Also Autofokustöne abschalten und Shutter auf lautlos. Darüberhinaus macht ein Einbeinstativ Sinn, denn eine schwere Kamera mit Objektiv dauerhaft in Anschlag zu halten ist nicht sonderlich angenehm. Ich nutze meine SONY Alpha 7III mit dem SONY SEL200600G und einem Cullmann Einbeinstativ.

Rehe aufgescheucht, was nun?

Rehe im Hohenbökener Moor, Copyright Stephan Siemon

Reh hat Witterung aufgenommen. In diesem Fall aber nur doof geguckt, was ich mache.

Da steht es, schaut Dich an und fängt an zu schreien. Mit einer Art Bellen warnt das Reh die gesamte Gruppe und rennt weg. Eigentlich ist die Fotosession schon vorbei, wenn Dich das Reh mit den Augen fixiert. Es hat Dich gewittert. Entweder, Du hast Glück und es interessiert sich nicht für Dich (wie es in den meisten Fällen bei meinen Rehen der Fall ist) oder aber es haut ab, was wahrscheinlicher ist.  In einem solchen Moment bleibe ich komplett still stehen und warte ab was passiert. Werde ich nach ein paar Sekunden noch im Blick behalten gehe ich langsam und vorsichtig zurück. So scheuche ich erfahrungsgemäß die Rehe am wenigsten auf.

Wenn sie aber einmal geflüchtet sind kommen sie so schnell nicht wieder. Sie suchen Schutz im Wald oder rennen weite Strecken auf andere Wiesen.

Höchste Zeit, die Kamera einzupacken und sich für das nächste Mal Gedanken zu machen, was man falsch gemacht hat.

Zusammengefasst

1.) Respektvoller Umgang

2.) Nichts erzwingen. Wenn es nicht klappt, einpacken und eine anderes mal versuchen

3.) keine blaue Kleidung

4.) gegen den Wind an die Tiere angehen

5.) bewegen nur, wenn die Rehe den Kopf unten haben

6.) ggfs. Silentmode der Kamera nutzen

7.) wenn sie aufgescheucht sind, zurück zu Punkt 2 und überlegen, was falsch gelaufen ist

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