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Wildlife- und Naturfotografie
Stephan Siemon

Dem Eisvogel auf der Spur

Eisvogel im Portrait fotografiert von Stephan Siemon

Tipps zum Auffinden, Beobachten und Fotografieren des Eisvogels

Eisvögel sind neben den Bienenfressern die vor schönsten bei uns vorkommenden Vögel. Seine auffällige Färbung und sein Jagdverhalten faszinieren seit langem die Naturfotografen. Der Eisvogel ist in Deutschland recht gut verbreitet und ganzjährig bei uns, zieht also im Winter nicht nach Süden. Auch in meiner Umgebung kommt er mittlerweile sehr häufig vor, gefühlt hat sich sein Bestand stark vergrößert.

Eisvögel zu finden kann herausfordernd sein, wenn man nicht Tipps von anderen Fotografen erhält. Meine möchte ich hier weitergeben.

Lebensort

Der Eisvogel braucht insbesondere zwei Sachen um zu Überleben und Nachwuchs zu sorgen. Zum einen sind es passende Gewässer zum Fischen und zum anderen passende Ufer, Klippen, Sandkanten oder ähnliches um seine Höhle zu bauen.

Das Gewässer sollte fließend und recht klar sein, darf aber auch nicht zu schnell fließen oder muss dann zumindest langsam fließende Bereiche haben. Über dem Gewässer sollten sich Ansitzmöglichkeiten bieten wie Äste, Zweige oder auch Rohre. Der Eisvogel fliegt von Ansitz zu Ansitz, um von dort das Wasser zu beobachten und passende Beutefische zu finden.

Eisvogel am Graben

Der Eisvogel baut in der Nähe oder direkt an einem passenden Gewässer eine Bruthöhle. Dafür sollten der Boden oder die Uferhänge passend geschaffen sein. Ideal sind feste Erde, Lehm oder weicher Sandstein. Nicht selten nutzt er auch Wurzelteller umgestürzter Bäume. Die gegrabenen Röhren zeigen meistens nach Süden oder Osten. Auch künstliche Niströhren wie sie zum Beispiel vom NABU aufgestellt werden, nimmt der Eisvogel gerne an.

Fortpflanzung und Aufzucht

Im Februar und März versuchen sich die Eisvögel „zu finden“. Dann beginnt auch die Balzzeit. Die Eisvögel fliegen dann besonders tief und schnell über Gewässer und verfolgen sich dabei gegenseitig. Das Männchen bezieht dann auch als erstes die Bruthöhle. Zur Balz beschenkt er das Weibchen mit frischem Fisch. Im April haben dann beide Partner die Höhle bezogen und das Weibchen beginnt mit der Eiablage. Das Gelege besteht dann aus bis zu acht oder neun Eiern, die etwa drei Wochen ausgebrütet werden.

Wenn die Jungen dann Ende April bis Anfang Mai geschlüpft sind, beginnen die Alttiere mit der Fütterung. Ein Eisvogel bleibt beim Nachwuchs, während der Partner anfangs noch Insekten und später kleine Fische heranträgt. Die Eisvögel wechseln sich meist bei der Fütterung ab.

Männlein oder Weiblein?

Das ist beim Eisvogel recht einfach zu unterscheiden. Bei den Weibchen ist der untere Schnabel orange gefärbt, während die Männchen ein komplett schwarzen Schnabel haben. Je mehr die untere Schnabelhälfte gefärbt ist, umso älter ist das Weibchen. Die Jungtiere sind nicht so intensiv gefärbt wie ihre Eltern, außerdem sind die Füsse eher bräunlich.

Flugverhalten

Der Eisvogel ist sehr schnell, vor allem wenn er etwas längere Strecken zurücklegt. Meist fliegt er sehr tief über dem Wasser. Der „fliegende Edelstein“ oder wird manchmal auch der „blaue Blitz“ genannt und er macht seinem Namen auch wirklich alle Ehre. Ihn im Flug zu fotografieren und dabei scharf aufs Bild zu bekommen, ist eine hohe Kunst.

Erspäht der Eisvogel einen Fisch im Flug oder weiter weg von seinem Ansitz, so fliegt er oft über seine Beute und bleibt dort eine Zeit stehen. Denn wie Turmfalken kann der Eisvogel rütteln.

StossTauchen

So wird die Art des Fischens genannt, die der Eisvogel nutzt: von seinem Ansitz aus visiert er seine Beute an und stößt dann mit Anschwung ins Wasser. Kurz vor der Wasseroberfläche, schließt er die Nickhaut seiner Augen, um diese zu schützen. Zudem streckt er dann seinen Körper komplett durch und wird zum Pfeil.

Vor dem eigentlichen Greifen der Beute mit dem Schnabel, bremst er seinen Tauschgang durch Strecken der Flügel.

Ob mit oder ohne Beute (nicht jeder Tauchgang hat Erfolg), der Eisvogel braucht ein paar Sekunden Erholung. Deswegen kehrt er meist kurz zum Ansitz zurück.

Wie findet man den Eisvogel am einfachsten?

Wie vieles anderes auch ist das Finden des Eisvogels Übungssache und anfangs wird eher das Gehör gefordert als das Auge. Der Eisvogel hat einen auffälligen Ruf, welchen er besonders beim Anfliegen des Ansitzes oder der Bruthöhle ausstößt. Diesen Ruf sollte man sich einprägen. Mit etwas Übung erkennt man ihn dann recht schnell in der Natur.

Kingfisher Alcedo atthis 2027PM 220621_0426.wav by klankbeeld — https://freesound.org/s/677304/ — License: Attribution 4.0

Hört man diesen Ruf, sind die Augen gefordert. Anhand des Geräusches versuchen wir den Eisvogel zu erspähen. Er sitzt oft gut versteckt (aber aufgrund seiner auffälligen Farbe schlecht getarnt) in Büschen oder im Schilf am Ufer des Gewässers. Ein Fernglas hilft hier sehr. Ist er entdeckt und sitzt an seinem Ansitz um zu Fischen, merken wir uns die Position. Ich mache das so, dass ich alle Ansitze auf einer kleinen Karte einzeichne.

Der Eisvogel verharrt nicht lang an einem Ansitz. Ein paar Minuten sind schon viel. Wenn er an dem Ansitz keine Beute findet, fliegt er ein paar Meter weiter und versucht es dort. So fliegt er von Ansitz zu Ansitz, bis er Beute gesehen und gefischt hat. All diese Ansitze merkt man sich und so ergibt sich nach und nach die Flug- und Ansitzroute.

Eisvogel mit frischem Fisch

Mit einem Fisch im Schnabel fliegt er oft zurück zum Ansitz oder zu einem passenden Zweig, um dort den Fisch zu töten. Nicht selten schlägt er den Fisch mit einer schnellen Kopfbewegung hin und her, um diesen von störenden Stacheln (wie zum Beispiel bei keinen Barschen oder Stichlingen) und Flossen zu befreien.

Wenn die Beute nicht vor Ort verspeist wird, bringt er diese nun zum Nistplatz um sie an den Partner weiterzugeben. In der Balz bringt er den Fisch zu seiner Angebeteten.

Bruthöhle des Eisvogels finden

Das ist nicht notwendig und ich möchte davon auch abraten, denn dies könnte den Eisvogel bei Eiablage und Aufzucht stören. Zu dem entstehen dort weniger gute Fotos, weil die Eisvögel dort weniger verharren und stattdessen immer hin und herfliegen. Meistens liegt die Bruthöhle aber entlang der Ansitzroute, Von daher stößt man früher oder später eh auf den Platz. Es gilt aber einen ausreichend großen Abstand zu bewahren, ich halte mindestens 25m für notwendig.

Eisvogel fotografieren

Der Eisvogel ist sehr schnell, selbst am Ansitz bewegt er oft sehr zackig den Kopf oder dreht seinen Körper in eine andere Position. Deshalb sind kurze Belichtungszeiten nötig. Besonders, wenn man den Eisvogel beim Stoßtauchen erwischen möchte. Letzteres geht am Besten mit schnellen Serienaufnahmen. Wenn man den Ansitz kennt, so kann man versuchen auf das Wasser darunter vor zu fokussieren. Erfordert aber sehr viel Übung. Aufgrund der geringen Schärfetiefe, würde ich auch nicht mit komplett offener Blende fotografieren. F/7.1 oder F/8 haben sich an meinen Setups bewährt. Somit braucht man gutes Wetter mit direkter Sonneneinstrahlung und/oder eine hohe ISO und viel Übung.

Idealer Weise ist man immer vor dem Eisvogel am Ansitz und ausreichend getarnt. Ist man erst mal entdeckt und der Eisvogel fühlt sich gestört, kann es mitunter Stunden dauern, bis er hierhin zurückkehrt. Perfekt wäre ein Tarnzelt, welches aber oft nicht aufgestellt werden darf. Dann sollte zumindest ein Tarnanzug herangezogen werden oder ein brauchbares, natürliches Versteck (zwischen Bäumen, hinter Büschen).

Bei uns werden jährlich oder alle zwei Jahre die Gräben gereinigt. Dabei werden auch die Ufer gemäht und der Eisvogel verliert somit einige seiner Ansitze. Um das auszugleichen stelle ich hin und wieder an guten Stellen solcher ausgekofferten Gräben ein paar Stöcke auf, die rund herum rumliegen (bitte keine frischen Äste abbrechen). Diese werden vom Eisvogel gerne genommen und es dauert oft nicht lange, bis er einen solchen Ansitz anfliegt.

Trick 17 im Winter: wenn es kalt ist, sind viele Gräben zugefroren, weshalb auch viele Eisvögel verhungern. Wenn man aber eine offene Stelle im Eis findet, weil dort ein wenig mehr Strömung ist oder sich dort ein Zulauf befindet, ist das natürlich ein idealer Ort für den Ansitz des Eisvogels und den Ansitz des Fotografen.

Zur Kamera und dem Objektiv kann ich nur empfehlen: viel Brennweite hilft viel. Welche Kamera man nutzt, ist jedem selbst überlassen. Die sollte nur AF-C (kontinuierlicher Autofokus) und eine schnelle Serienbildfunktion haben. Bei der Brennweite ist ab 400mm alles möglich. Meine Bilder entstanden mit einer Sony Alpha 7III oder einer Sony Alpha 6700 in Kombination mit dem SEL200600G. Durch den Cropfaktor habe ich an der 6700 eine äquivalente Brennweite von 900mm, was sehr viel ausmacht.

Fazit

  • Eisvögel findet man am Einfachsten durch hören
  • Ansitze des Eisvogels merken
  • Tarnen
  • Serienbildfunktion nutzen

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Stephan