Natürlich
fotografieren

Wildlife- und Naturfotografie
Stephan Siemon

Workflow Bildbearbeitung

Fuchs in Güntersberge fotografiert von Stephan Siemon

Die Bildbearbeitung ist unabdingbar in der Fotografie. Während es die meisten Smartphones komplett automatisch schon während des Fotografierens machen, müssen die Bilder aus der Kamera im Nachhinein bearbeitet werden. Wer ernsthaft fotografieren möchte katalogisiert dazu auch alle Bilder in einer Datenbank.

Ich habe mir im Laufe der Zeit gewisse Workflows erarbeitet, die mir das Bearbeiten und das Katalogisieren vereinfachen. Dazu verwende ich fast ausschließlich Adobe Lightroom Classic und spezielle Ordnerstrukturen. Sicher ist auch mein Workflow verbesserungswürdig, aber er bietet eine sehr aufgeräumte Ablage und eine gute Katalogisierung. Grund genug, diesen hier vorzustellen und Einsteigern eine Hilfestellung zu bieten.

Zusammenfassung der einzelnen Schritte

  • Ordnerstruktur
  • Import der Fotos
  • Sichtung und Vorauswahl
  • Bearbeitung
  • Katalogisierung
  • Export
  • Datensicherung

Ordnerstruktur auf meiner Festplatte

In meinem PC ist eine m.2 SSD mit 4TB

Speicher für Daten (Laufwerk D:\). Darunter die Fotos aber auch andere Sachen wie Webprojekte, Dokumente, etc. und natürlich der Katalog von Lightroom.

Die Ordnerstruktur ist simple, bietet aber durch die Datumsreihenfolge am Anfang des Ordnernamens den Vorteil, dass die Ordner immer korrekt sortiert sind. Dies spiegelt sich auch in den Exportordnern !Web und !Druck wider, hier allerdings durch die Dateibenennung. Unterordner haben die Exportordner nicht.

Daten kopieren und Lightroom Synchronisieren

Relativ zeitnah nach meiner Fotosession kopiere ich die Bilder von den Speicherkarten auf meinen PC und selektiere sie vor. Ich mache das so schnell wie möglich, da ich dann noch den Eindruck der Session im Kopf habe. Wie war das Licht? Was war besonders? Was lief gut, was nicht so? Diese Fragen lassen sich spät im Nachhinein nur schwer beantworten.

Oft sind meine Bilder aus größeren Serienaufnahmen. Manchmal ist genau deswegen nur ein Foto das Eine aus Hunderten, das ich verwenden möchte. Eine gute Vorselektion (wenn nicht sogar schon in der Kamera) hilft da sehr.

Lightroom ist bei mir so eingestellt, dass es mit dem Ordner D:\!Rohbilder verknüpft ist und ich nur auf „Ordner synchronisieren klicken muss, damit Lightroom sich die Bilder in den Katalog zieht.

Vorselektion

Sind die Bilder in Lightroom beginne ich mit der Vorselektion. Das bedeutet, dass ich mir jedes Bild anschaue und bewerte. Dabei achte ich insbesondere auf die Schärfe des Bildes, aber natürlich auch, ob ich das Motiv so festgehalten habe, wie ich es wollte oder ob in meinen Serienaufnahmen ein besonderer Moment enthalten ist.

Alle Bilder die bestimmte Kriterien erfüllen werden vorerst mit drei Sternen markiert. Warum drei? Nun, ein Stern bedeutet für mich, dass das Bild zu einer Belichtungsreihe gehört (Astrofotografie, Makrofotografie) und gesondert bearbeitet werden muss. Zwei Sterne bekommen Bilder, die Kriterien nicht erfüllen, aber noch für was Anderes zu gebrauchen sind (Erinnerungen, Testbilder, Bilder für Beiträge hier wie zum Beispiel die Mondbilder zum Thema Rauschen).

Alle Bilder die nach dem ersten Durchgang nicht drei Sterne bekommen haben werden stumpf gelöscht. Mein Motto ist „natürlich fotografieren“ und wenn ich ein Bild nicht durch einfache Entwicklung hinbekomme, fliegt es von der Festplatte und wird beim nächsten mal neu aufgenommen.

Bildentwicklung

Wer seine Fotos als Rohbilder macht, muss sie auch entwickeln. Wie eingangs schon erwähnt, ist dieser Schritt zwingend notwendig. Hier gibt es ein grobes „Schema F“ nach dem ich vorgehe und das sich für mich bewährt hat. Die Schritte zähle ich hier nur auf, detailliert mit Screenshots würde sicher den Rahmen sprengen.

1.) Objektivkorrekturen anwenden, um chromatische Aberrationen zu entfernen und die Profilkorrekturen anzuwenden. Chromatische Aberrationen zeigen sich oft als einen Blausaum um das Objekt. Dies liegt an der Art, wie das Licht durch die Linsen gebrochen wird. Je nach Güte der Linsen fallen diese mehr oder minder stark aus. Die Profilkorrekturen haben etwas mit Bildfeldwölbung, Vignettierung und dergleichen des Objektives zu tun. Adobe hat eine Datenbank im Hintergrund, die Recht gut auf das jeweils erkannte Objektiv passt und entsprechend automatisch angewandt wird um Bildfeldfehler zu bereinigen.

Profilkorrekturen in Lightroom

2.) Entrauschen: wenn ein Foto unter dunklen Bedingungen entstanden ist, rauscht es je nach Kamera und eingestellter ISO entsprechend. Dieses Rauschen kann man manuell entfernen oder die KI von Lightroom verwenden. Ehrlich gesagt bin ich kein großer Fan von KI in der Bildbearbeitung, daher mache ich meistens nur das manuelle Entrauschen. Tatsächlich kann die KI aber arg verrauschte Bilder gut retten und manch eine Erinnerung sieht dann nicht ganz so fürchterlich aus.

Entrauschen in Lightroom

3.) Anschnitt und Crop: im nächsten Schritt kontrolliere ich, ob ich den Bildausschnitt ausreichend gut getroffen habe. Drittelregel, goldene Regel,.. Begriffe die schon beim Fotografieren im Hinterkopf aufleuchten müssen, aber ich doch manchmal etwas außer Acht lasse. Vielleicht muss aber das Bild noch etwas begradigt werden oder ich möchte doch etwas in das Bild reinzoomen.

Freistellen und begradigen in Lightroom

4.) Belichtung kontrollieren und anpassen: das ist der wohl wichtigste Schritt und bis hierhin gehe ich immer direkt nach der Session. Gefällt mir die Belichtung? Ist sie ausgeglichen? Stimmt das Histogramm? Stimmt die Temperatur des Bildes? Spiegeln die Farben das wider, was ich mit dem Auge gesehen habe? Ein Bild muss nicht ein 100%oges Histogramm haben oder „aalglatt“ sein. Im Gegenteil, ich mag sowas nicht unbedingt. Vielmehr ist mir wichtig, dass das Bild der Realität entspricht. Um ein nennenswertes Beispiel zu nennen: bei meinem Ausflug in das Elbsandsteingebirge war es ständig nebelig und kalt. Aber trotzdem war mit bloßem Auge immer ein leicht goldener Schimmer im Himmel, der eine fantastische Stimmung lieferte. Die Kamera konnte das zwar festhalten, jedoch nicht so, wie es wirklich war. Deswegen ist bei den Bildern ein wenig mehr Wärme hinzugekommen.

5.) Details und Effekte: im letzten Schritt meiner Bildentwicklung schaue ich mir noch ein paar Details an. Insbesondere achte ich auf Bereiche, deren Sättigung untergegangen ist und die noch ein wenig nachgeschärft werden dürfen.

Und damit ist dann eigentlich schon die Bearbeitung abgeschlossen und die Bilder können bewertet werden.

Bei der Bewertung habe ich drei mögliche Variationen: entweder es bleibt bei drei Sternen (Bilder sind nicht so gut, aber doch zu schade zum Wegwerfen) oder es gibt vier Sterne. Fünf Sterne gibt es für Bilder, bei denen nach meinem Geschmack alles stimmt und / oder für Bilder mit besonderem Motiv / Pose / Aktion.

Katalogisierung

Damit ich meine Bilder später auch wieder finde, katalogisiere ich diese. Sie bekommen, alle notwendigen Meta-Informationen wie Stichworte, Titel und Aufnahmekoordinaten.

Bei den Stichworten achte ich darauf, dass diese möglichst genau das Objekt beschreiben, es aber nicht übertrieben viele werden. Es tritt auch immer einmal der Aufnahmeort in der Liste auf. Beispiel an einem aktuellen Bild eines Eisvogels in Wismar:

Die Karte und das Setzen der Koordinaten sind für mich auch sehr wichtig, helfen sie doch dabei, die Fotospots zu markieren und später auszuwerten. Was mir hier noch fehlt, ist die Marker in verschiedenen Farben auf der Karte zu platzieren – vielleicht kommt das irgendwann mit einem Update.

Export

Meine Routine umfasst auch, dass die fertigen Bilder direkt exportiert werden. Allerdings nur die Webversion. Hier habe ich eingestellt, dass diese immer eine längste Seite von 1920px bei 96dpi Auflösung haben. Sie werden dann mit einer bestimmten Benennung in den Order D:\Fotos\!Web exportiert.

Die Bilder für Druck und andere exportiere ich bei Bedarf. Lediglich ein Exportprofil habe ich für Bilder an meiner Fotowand (2048px längste Seite, 300dpi).

Falls es interessiert, hier ist die gesamte Dateinamenzusammensetzung mit den Variablen von Lightroom:

{Ordername»}_{Titel»}_{Datum (JJJJMMTT)»}{Stunde»}{Minute»}{Sekunde»}_{Folgenummer (0001)»}

Die für das Web exportierten Bilder werden automatisch in meine Cloud auf meinem eigenen Webserver synchronisiert. Bilder mit fünf Sternen werden zu dem automatisch auf meinen Webserver hier hochgeladen. Das mache ich jedoch per Script außerhalb von Lightroom.

Datensicherung

Der wohl wichtigste Punkt ist eine vernünftig funktionierende Datensicherung. Funktionierend bedeutet nicht nur, die Daten auf ein anderes System zu kopieren und zu sichern, sondern auch von Zeit zu Zeit zu kontrollieren, ob auch die Rücksicherung der Daten funktioniert.

Ich nutze hier für ein NAS mit vier Festplatten zu je 16TB im RAID5-Verbund. Das Schreiben der Daten ist dann zwar etwas langsamer, dafür ist aber die Ausfallsicherheit höher.

Die Sicherung erfolgt per einfachem RoboCopy-Script, welches alle Daten mit Änderungsdatum nach der letzten Sicherung kopiert. Ist noch nicht ideal – ich suche noch nach einer vernünftigen Software, die sowohl monatlich initial als auch sonst täglich inkrementell Backups macht. Es gibt viele am Markt, aber entweder sind die mit teuren Abos verbunden oder völlig überladen.

Schlussworte

Ich hoffe, ich konnte einen guten, kleinen Einblick in meinen Workflow der Bildbearbeitung und Katalogisierung geben. Ich hatte für diese Schritte seinerzeit einen langen Lernprozess mit vielen Anpassungen und Fehlern. Besonders das nachträgliche Korrigieren von Meta-Daten kostet sehr viel Zeit. Daher kann ich nur empfehlen, es direkt richtig und vollständig zu machen. Diese Schritte lassen sich sicher auch auf andere Software anwenden, jedoch bin ich Adobe seit zwanzig Jahren treu und umzulernen macht für mich nur wenig Sinn.

Viel Spaß beim Nachbearbeiten und Katalogisieren 🙂

Auf meiner Webseite gibt es keine nervige Werbung. Wenn überhaupt gibt es Erwähnungen von Herstellern oder Produkten in Beiträgen. Popups und Ad-Placement gibt es jedoch nicht.

Aber ein aktivierter Werbeblocker verhindert, dass die Seite richtig funktioniert. Daher kannst Du den Werbeblocker auf meiner Seite deaktiveren bzw. eine Ausnahme dafür erstellen.

Solltest Du doch wider Erwarten störende Werbung sehen, gebe mir bitte sofort Bescheid!

Vielen Dank!
Stephan